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Weihnachtspost

Dezember 6, 2018

Es ist ein guter alter Brauch zu Weihnachten an Menschen zu denken, die man sonst kaum trifft oder spricht. Mit einer kleinen Karte oder einem Brief wünscht man ihnen ein gesegnetes Fest und natürlich einen guten Rutsch in das Neue Jahr.

So füllt sich zum Beispiel mein Briefkasten gerade in der Vorweihnachtszeit mit Post von Handwerksbetrieben, von denen ich nicht einmal mehr weiß, wann ich dort mal Kunde war.

Aber auch persönliche und zuweilen sentimentale Post erreicht so manchen. So schreibt zum Beispiel Angela M. aus B. an ihren Ziehvater:

Lieber Helmut,

ich hab ja immer gesagt: ‚Wir schaffen das!‘, aber leider hab ich es nicht geschafft. Also im Amt zu bleiben. Ansonsten hab ich ja schon einiges erreicht. Schade eigentlich, dass ich jetzt den Parteivorsitz abgegeben habe. Aber vielleicht hast du eine Möglichkeit, dass die Menschen den anderen Sermon, den ich abgesondert habe, vergessen. Du weißt es selbst: Es ist geil, Kanzlerin zu sein!“

Hätte Helmut die Chance auf eine Antwort, lautete die wohl: „Sag mal, Mädel: Kiffst du?“

Auch Andrea N. hat sehr emotional an ihr Idol geschrieben:

Lieber Willy,

es tut mir aufrichtig leid, dass ich deine einstmals so stolze Partei derart abgewrackt habe. Dabei habe ich alles gegeben, wollte sogar einigen in den Allerwertesten treten. Aber mit der Truppe ist leider kein Staat zu machen. Eins noch: Wenn du den Helmut da oben triffst, dann bitte ihn doch aufzuhören, sich im Grab herumzudrehen. Die Anwohner in Hamburg-Ohlsdorf beschweren sich schon über die lauten Rotationsgeräusche.“

Auch Björn H. hat einen sehr emotionalen Brief an sein Idol verfasst: „Mein F….“ Okay. Den Rest ersparen wir uns an dieser Stelle.

Sie sehen. gerade in der Vorweihnachtszeit werden, teilweise vom Glühwein gesteuert, Emotionen und Sentimentalität groß. Da schreibt man schon mal Dinge, die einem sonst nicht aus der Feder fließen.

Sehr schön finde ich übrigens auch den Weihnachtsservice der Deutschen Post. Bevor Sie sich fragen: „Post und Service? Wie geht das denn zusammen?“, möchte ich das Rätsel auch gleich lösen. Ich meine die Poststellen in beispielsweise Himmelsthür oder Himmelpforten. Zumeist Kinder – aber auch Erwachsene – schicken dort ihre Wunschzettel an den Weihnachtsmann oder das Christkind hin, je nach Konfession oder Glaube.

So schreibt zum Beispiel die Claudia:

Lieber guter Nikolaus,

ich seh‘ ziemlich komisch aus.

Drum wünsch ich mir vom Weihnachtsmann,

dass ich weiter Blödsinn reden kann.“

Süß, oder? Das Versmaß stimmt zwar nicht ganz. Aber für jemanden, der auf die Türkei angesprochen wird, und sagt: „Ich finde Sonne, Mond und Sterne schön!“, ist es doch eine beachtliche Leistung.

Auch Cem hat einen außergewöhnlichen Wunsch:

Lieber Weihnachtsmann,

auch wenn es nicht ganz legal ist, wünsche ich mir eine neue Hanfpflanze. Nachdem diese beiden Drecksb… äh … überaus höflichen und zuvorkommenden Beamten meine alte Pflanze mitgenommen haben, fehlt mir doch etwas auf meinem Balkon. Ich verspreche auch, mich nicht mehr daneben ablichten zu lassen.“

Ja, bei außergewöhnlichen Wünschen, sollte man auch Zugeständnisse machen. Allerdings steht es dennoch in den Sternen, ob sie erfüllt werden.

Sollten Sie selbst keine Weihnachtspost bekommen, ist es übrigens keine Lösung, sich diese von Amazon zuschicken zu lassen.

Gehen Sie lieber zum örtlichen Händler! Vielleicht bedankt er sich mit einer Tasse Glühwein, die Sie dann bewegt, selbst einen Brief zu schreiben.