Von der reinigenden Wirkung neuer Möbel

April 4, 2016

Sie kennen das bestimmt noch von früher, von den Großeltern: „Das ist noch gut. Das kann man bestimmt noch mal gebrauchen. Das heben wir auf!“ Aus der Not geboren, aus den Zeiten, in denen es nichts gab, entstand diese Marotte, die dazu führte, dass Schränke am Ende mit Dingen vollgestopft waren, die man eigentlich bedenkenlos auf den Müll schmeißen konnte.

Diese Tradition hat sich in etwas veränderter Form bis in die Neuzeit gerettet. Man schafft etwas an, weil man glaubt, dass es unheimlich nützlich ist, benutzt es vielleicht ein- oder zweimal, und stopft es dann in irgendeinen Schrank, wo es über Jahre hinweg unsichtbar ist. Aus den Augen – aus dem Sinn.

Eines Tages hat man das Teil wieder in der Hand und fragt sich: „Was war das nochmal? Wo kommt das her?“ Und weil man diese Frage nicht beantworten kann, stellt man es wieder zurück. So fristet dieser Gegenstand sein nutzloses Dasein. Egal, frisst ja kein Brot und kostet nichts.

Anders wird es jedoch, wenn man sich neue Möbel anschafft. So haben wir uns letztens ein neues Schränkchen für die Küche zugelegt, um ein voll gestaubtes Regal loszuwerden. Im Zuge dessen hat sich meine Liebste dann auch gleich an die anderen Schränke gemacht und förderte schließlich eine kleine gelbe Schale mit einer Erhebung in der Mitte zu Tage.

Fragend sah sie mich an: „Was ist das?“

Keine Ahnung“, antwortete ich.

Sieht aus, wie so eine Art Zitronenpresse“, sagte meine Frau.

Könnte man aber auch als Aschenbecher benutzen“, entgegnete ich.

Brauchen wir das?“

Nein!“ Und weg!

Bei dieser Aktion kamen noch einige Küchengeräte zum Vorschein, die ich in den vergangenen sechs Jahren nie gesehen hatte, geschweige denn, dass ich überhaupt wusste, dass wir so etwas besitzen.

Und die Fritteuse kommt auch weg“, sagte meine Frau am Ende. „Die benutzen wir ja auch nie.“

Aber die steht immer noch im Schrank. Die geht ja noch. Könnte man eventuell noch mal gebrauchen.

Die anderen Dinge stehen erstmal im Keller. Wer weiß …

Im Kleiderschrank ist dieses Phänomen übrigens auch häufig anzutreffen. Nicht beim Mann! Der hat zwei Hosen, ein paar Hemden und T-Shirts, die passen. Das wird so lange getragen, bis etwas kaputt geht. Dann kauft Mann sich was neues und schmeißt das alte Teil weg.

Bei einer Frau ist Mode zeitlos. Das heißt: Alles kommt einmal wieder. Also hebt man die Bluse mit Rüschenkragen und 60er-Jahre-Blumenmuster auf. So füllt sich der Schrank bis zum Bersten und Frau steht davor, findet nichts Anziehbares. Also geht sie shoppen. Mit den alten Teilen kann sie ja nicht mehr rumlaufen.

Sie glauben, das ist ein Klischee?

Dann kaufen Sie einen neuen Kleiderschrank! Sie werden sehen, wie recht ich habe.

Auch das haben meine Frau und ich neulich getan: einen neuen Kleiderschrank beschafft.

Während ich meine Klamotten quasi eins zu eins vom alten in den neuen Schrank übertragen konnte, begann meine Liebste – man höre und staune – mit dem Aussortieren alter Kleidung, die sie seit Jahren nicht mehr getragen hatte.

Und siehe: Sie hatte plötzlich wieder Platz im Schrank! Was sie auch sogleich kommentierte: „Hurra, ich kann wieder shoppen gehen!“

In dem riesigen Berg alter Kleidung, den ich dann zu entsorgen hatte, fand ich auch zwei Hosen, die meine Frau bis dahin nie getragen hatte, unschwer an den Etiketten zu erkennen, die noch daran baumelten.

Auf die Frage, warum sie die Hosen niemals getragen hatte, antwortete sie: „Du hast damals so komisch geguckt, als ich sie dir gezeigt habe.“

Ich erinnerte mich. Sie führte mir die Hosen vor und ich nickte anerkennend. Was hatte ich doch für eine tolle Frau. Sie sah wirklich super aus.

Ihre Interpretation des Nickens: „Donnerwetter! Dass du mit deiner Figur da überhaupt reingekommen bist.“ Weil Frauen allgemein sich als eigentlich immer zu dick betrachten.

So verschwanden die Hosen ungetragen im Schrank – vom Umtausch ausgeschlossen, denn irgendwann … Sie wissen, was ich meine!

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